[259] Blatt 130r: Vain Searcher, ...
Quelle: Cod. Guelf. 125.25a Extrav., fol.
130r, 130v, 131r
Daten: TEI-XML
Vain Searcher, thy bold judgments, study’d lines aside!
Now only lift thy staggering Reason up,
To trembling Calvary’s
astonish’d Top,
And mock thy Knowledge, and confound thy learned
Pride,
Explaining, how Perfection suffer’d Pain
Almighty
languish’d, and Eternal dy’d:
How by her patient Victor Death was
slain,
And Earth prophan’d, yet bless’d with Deicide.
Now down
with all thy boasted Volumes, down!
Only reserve the sacred One
Low, reverently low
Make thy stubborn Knowledge bow;
Weap out
thy Reason’s and thy Body’s Eyes;
Deject thy self, that thou may’st
rise:
To look to Heav’n, be blind to all below.
Braunsweig In the weak before Easter, 1746.1
Johann Ludwig Oeder.
verte.
||
Übersetzung der vorhergehenden Englischen Verse.
Setz, eitler Forscher, jetzt dein kühnes Werck zurück,
Laß den
vermeßnen Geist zum Hügel sich erheben,
Zum Berge Golgatha, wo Trauren,
Zittern, Beben.
Wirf auf denselbigen erstaunend einen Blick.
Wie
will der stoltze Witz es wißen zuergründen,
Daß die Vollkommenheit muß
Schmertz und Pein empfinden;
Die Allmacht krafftloß wird; der Ewige
verstirbt;
Durch’s Überwinders Tod, des Todes Macht verdirbt;
Die
Erde Gottes Blut zum Fluch und Seegen säufft?
Was bleibst du voller Stoltz
mit Büchern überhäufft?
Hinweg! Und halt allein die heilge Schrifft in
Ehren,
Laß durch dieselbige in Demuth dich belehren.
Verleugne der
Vernunfft und deiner Augen Licht,
Wirff dich hin in den Staub, so wirst du
aufgericht,
Den Himmel einzusehen,
Die Erde zu verschmähen.
Johann Martin
Darnmann
2
||
Eine andere Uebersetzung der vorherstehenden englischen Gedanken des Hrn. Priors
Laß, o du weiser Thor, den unerforschten WeltBau
Sein fruchtbar
Wunderheer dir aus den Augen ziehn.
Laß die Geheimniße in ihren Decken
liegen,
Und richte dann nur bloß die taumelnde Vernunft
Dort auf die
zitternde erstaunungsreiche Höhe Spitze
Der
blutbefloßnen Höh des Berges Golgatha.
Und hier
verhöhne dich und deine Wißenschaften
Hier spotte deiner Kunst, hier beuge
deinen Stoltz;
Indem du das erklärst, was hier geschieht. Hier steht
Selbst die Vollkommenheit Pein Schmerz und Strafen aus.
Erschrick! Der Ewge stirbt. Die Allmacht, ach! verschmachtet;
Der Fürst des
Lebens neigt das Haupt und sinkt ins Grab.
Erkläre, wie der Tod
durchs Leiden seines Siegers
Wut, Kräfte, Stachel, Gift und allem Raub
verleuet,
Wie durch den Gottesmord die Erde zwar
entheiligt
Und doch durchs Gottesblut zugleich gesegnet wird.
Hier wirf den Ueberfluß der
ungeheuren Bücher
Mit Seufzen unters Kreutz. Das heilge
Eine nur,
Die Demuth, die behalt, die
ehrenwerthe Demuth,
Die deiner Wißenschaft den
steifen Nacken krümmt.
Geh, wirf dich in den Staub, daß du erhöhet werdest
Geh, weine die Vernunfts- und auch, wenns Gott so heischt,
Die
Leibesaugen aus. Erblinde gegen alles,
Was vor den Füßen liegt, daß du den
Himmel siehst.
Elias Caspar Reichard.