Besucherbuch Elisabeth Sophie Marie

Vain Searcher, thy bold judgments, study’d lines aside!
Now only lift thy staggering Reason up,
To trembling Calvary’s astonish’d Top,
And mock thy Knowledge, and confound thy learned Pride,
Explaining, how Perfection suffer’d Pain
Almighty languish’d, and Eternal dy’d:
How by her patient Victor Death was slain,
And Earth prophan’d, yet bless’d with Deicide.
Now down with all thy boasted Volumes, down!
Only reserve the sacred One
Low, reverently low
Make thy stubborn Knowledge bow;
Weap out thy Reason’s and thy Body’s Eyes;
Deject thy self, that thou may’st rise:
To look to Heav’n, be blind to all below.
Braunsweig In the weak before Easter, 1746.1
Johann Ludwig Oeder.
verte. || Übersetzung der vorhergehenden Englischen Verse.

Setz, eitler Forscher, jetzt dein kühnes Werck zurück,
Laß den vermeßnen Geist zum Hügel sich erheben,
Zum Berge Golgatha, wo Trauren, Zittern, Beben.
Wirf auf denselbigen erstaunend einen Blick.
Wie will der stoltze Witz es wißen zuergründen,
Daß die Vollkommenheit muß Schmertz und Pein empfinden;
Die Allmacht krafftloß wird; der Ewige verstirbt;
Durch’s Überwinders Tod, des Todes Macht verdirbt;
Die Erde Gottes Blut zum Fluch und Seegen säufft?
Was bleibst du voller Stoltz mit Büchern überhäufft?
Hinweg! Und halt allein die heilge Schrifft in Ehren,
Laß durch dieselbige in Demuth dich belehren.
Verleugne der Vernunfft und deiner Augen Licht,
Wirff dich hin in den Staub, so wirst du aufgericht,
Den Himmel einzusehen,
Die Erde zu verschmähen.
Johann Martin Darnmann 2 || Eine andere Uebersetzung der vorherstehenden englischen Gedanken des Hrn. Priors

Laß, o du weiser Thor, den unerforschten WeltBau
Sein fruchtbar Wunderheer dir aus den Augen ziehn.
Laß die Geheimniße in ihren Decken liegen,
Und richte dann nur bloß die taumelnde Vernunft
Dort auf die zitternde erstaunungsreiche Höhe Spitze
Der blutbefloßnen Höh des Berges Golgatha.
Und hier verhöhne dich und deine Wißenschaften
Hier spotte deiner Kunst, hier beuge deinen Stoltz;
Indem du das erklärst, was hier geschieht. Hier steht
Selbst die Vollkommenheit Pein Schmerz und Strafen aus.
Erschrick! Der Ewge stirbt. Die Allmacht, ach! verschmachtet;
Der Fürst des Lebens neigt das Haupt und sinkt ins Grab.
Erkläre, wie der Tod durchs Leiden seines Siegers
Wut, Kräfte, Stachel, Gift und allem Raub verleuet,
Wie durch den Gottesmord die Erde zwar entheiligt
Und doch durchs Gottesblut zugleich gesegnet wird.
Hier wirf den Ueberfluß der ungeheuren Bücher
Mit Seufzen unters Kreutz. Das heilge Eine nur,
Die Demuth, die behalt, die ehrenwerthe Demuth,
Die deiner Wißenschaft den steifen Nacken krümmt.
Geh, wirf dich in den Staub, daß du erhöhet werdest
Geh, weine die Vernunfts- und auch, wenns Gott so heischt,
Die Leibesaugen aus. Erblinde gegen alles,
Was vor den Füßen liegt, daß du den Himmel siehst.
Elias Caspar Reichard.


1 Ostern fiel 1746 auf den 10. April. Der Eintrag erfolgte also wohl zwischen dem 4. und dem 9. April.
2 Vgl. oben Bl. 105r.